Die Sicherheit einer Maschine oder Anlage im Betrieb ist enorm wichtig. Um diese zu gewährleisten, gibt es Experten für Maschinensicherheit den CE-Koordinator und für die Sicherheit des Mitarbeiters den HSE-Inspektor. Im folgenden Blogartikel erfahren Sie, was ihre Aufgaben sind, wodurch sie sich unterscheiden und welche Rolle sie in der gelungenen Zusammenarbeit von Maschinenbetreiber und Maschinenhersteller spielen.
CE-Koordinator: Unterstützung für Hersteller von Maschinen im CE-Prozess
CE-Koordinatoren organisieren und kontrollieren die Produkt- und Produktionssicherheit in Unternehmen, die Maschinen herstellen. Dabei stellen sie sicher, dass die produzierten Maschinen und Anlagen vor ihrer Inverkehrbringung allen geltenden EG-/EU-Richtlinien und den mit ihnen harmonisierten Normen entsprechen. Nachgewiesen wird diese Rechtssicherheit im Rahmen eines sogenannten Konformitätsbewertungsverfahrens. Dieses Verfahren umfasst unter anderem die Erstellung technischer Dokumente wie die Risikobeurteilung, um das von der Maschine oder Anlage ausgehende Risiko zu bewerten. Abgeschlossen wird das Konformitätsbewertungsverfahren durch das Ausstellen einer Konformitätserklärung und die CE-Kennzeichnung der entsprechenden Maschine oder Anlage. Die Betriebsanleitung wird in der Regel von einem technischen Redakteur erstellt.
CE-Koordinatoren können durch einen Hersteller von externer Stelle aus hinzugezogen werden, um im CE-Prozess und dem Konformitätsbewertungsverfahren unterstützend tätig zu werden. Ab einer gewissen Größe empfiehlt es sich für Unternehmen in der Maschinenherstellung, einen oder mehrere interne CE-Koordinatoren zu beschäftigen und unter Umständen auch selbst zum CE-Koordinator auszubilden zu lassen.
Bei der Risikobeurteilung handelt es sich um eine rechtlich bindende Vorgabe zur CE-Kennzeichnung, da bestimmte Inhalte der europäischen Richtlinie in das deutsche Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) überführt worden sind.
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HSE-Inspektor: Betriebssicherheit für Betreiber
HSE-Inspektoren (englisch: „Health, Safety and Environment“) decken eine Vielzahl an Themen ab, die für einen Betrieb relevant sind: Sie sind für den Gesundheitsschutz sowie das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden zuständig (Health), gewährleisten die Sicherheit im Betrieb (Safety) und sorgen dafür, dass das Unternehmen eine möglichst gute Umweltbilanz besitzt (Environment). Konkrete Aufgaben eines HSE-Inspektors für einen Betreiber sind etwa:
- Health: Ermittlung potenzieller Gesundheitsrisiken im Betrieb, Dialog mit den Mitarbeitenden über deren Gesundheit, Organisation betrieblicher Sport- und Gesundheitsangebote
- Safety: Entwicklung von Sicherheitskonzepten für den Betrieb, Überprüfung von Maschinen und Anlagen, Erstellen von Gefährdungsbeurteilungen, Untersuchung von Betriebsunfällen
- Environment: Ausarbeitung von Maßnahmen für den Umweltschutz, Berechnung und Beurteilung der CO₂-Emissionen des Unternehmens, Analyse von Schadstoffen und gefährlichen Materialien
Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz sind eng miteinander verbunden, sodass HSE-Inspektoren häufig in allen drei Bereichen gleichzeitig agieren. Da ihre Arbeit für die Sicherheit im gesamten Betrieb äußerst wichtig ist, sind HSE-Inspektoren meist festangestellt, gehören also zum Unternehmen.
PDF Merkblatt: Was machen CE-Koordinator und HSE-Inspektor bei Herstellern und Betreibern von Maschinen und Anlagen?
Im folgenden PDF sind die Hauptaufgaben und Zuständigkeiten von CE-Koordinatoren und HSE-Inspektoren kurz und übersichtlich aufgeführt.
Externe Inspektoren für Maschinensicherheit bzw. Sicherheit an der Maschine (PDF) – Was machen CE-Koordinator und HSE-Inspektor bei Herstellern und Betreibern von Maschinen?
Was unterscheidet HSE-Inspektoren und CE-Koordinatoren?
HSE-Inspektoren sind in der Regel für Betreiber tätig, CE-Koordinatoren für Hersteller.
Die vom Hersteller (CE-Koordinator) erstellten Risikobeurteilungen dokumentieren die von der Maschine / Anlage ausgehenden Risiken. Die vom Betreiber (HSE-Inspektor) erstellten Gefährdungsbeurteilungen beschreiben den Prozess der systematischen Ermittlung und Bewertung aller relevanten Gefährdungen, denen Beschäftigte auf Betreiberseite ausgesetzt sind.
Hinweis: An dieser Stelle sei noch einmal herausgestellt, dass sich Risikobeurteilungen (CE-Koordinator) und Gefährdungsbeurteilungen (HSE-Inspektor) grundsätzlich erheblich unterscheiden.
Kunden-Lieferanten-Verhältnis: Wie funktioniert die Zusammenarbeit von Maschinenbetreiber und Maschinenhersteller?
Ein gutes Kunden-Lieferanten-Verhältnis zwischen Maschinenbetreiber und Maschinenhersteller ist meiner Meinung nach sehr wichtig – denn der eine kann nicht ohne den anderen. Dieses Verhältnis beginnt im Dialog über die Maschine oder Anlage, die der Betreiber benötigt und der Hersteller liefert. Zuweilen kommt es beispielsweise vor, dass Betreiber (HSE-Inspektor) den Hersteller ihrer Maschine (CE-Koordinator) bitten, neben der Konformitätserklärung auch andere technische Dokumente wie die Risikobeurteilung und die SISTEMA-Berechnung offenzulegen.
Dieser Austausch technischer Dokumente ist normalerweise kein Problem, gesetzlich vorgeschrieben ist er allerdings nicht. Maschinenhersteller und Maschinenbetreiber beschließen in einem solchen Fall am besten eine Geheimhaltungsklausel über die Daten und einigen sich im Vorhinein dahingehend, dass die Einsicht in die Risikobeurteilung und die SISTEMA-Berechnung einer Maschine keine Einladung an den Betreiber zu Änderungswünschen an der Ausführung der Maschine ist.
Etwaige erwünschte Änderungen sollten mit einer Vertragserweiterung (change order) vereinbart werden. Verantwortlich für die Maschinensicherheit ist und bleibt der Hersteller. Dies bescheinigt er durch die Erstellung und Weitergabe der unterzeichneten Konformitätserklärung.
Möchte der Betreiber, dass Änderungen an einer vermeintlich „fehlerhaften“ Risikobeurteilung oder SISTEMA-Berechnung vorgenommen werden, oder ändert gar selbst etwas an der Maschine, übernimmt er somit die Verantwortung für die Maschinensicherheit und müsste in diesem Fall als Hersteller in den Unterlagen (auch in der Konformitätserklärung) auftauchen.
Wenn eine technische Überholung oder Modernisierung ansteht, kann es sein, dass ein Betreiber seine Maschine umbaut. In diesem Fall wird er jedoch selber zum Hersteller und muss sich seinerseits mit dem Thema Konformität auseinandersetzen.
Technischen Dokumentation muss rechtskonform und korrekt erstellt sein
Wurde eine Norm oder Richtlinie in der Technischen Dokumentation vergessen oder nicht beachtet – hat also ein Hersteller an irgendeiner Stelle des Konformitätsbewertungsverfahrens unsauber gearbeitet – fällt das dem Betreiber bei Einsicht in die Risikobeurteilung und SISTEMA-Berechnung eher auf, als wenn ihm nur Konformitätserklärung und Betriebsanleitung für eine Maschine vorliegen. Ein uneinheitlicher Performance-Level (PL) oder eine falsche Bezeichnung für ein Maschinenbauteil können dem Hersteller so zum Verhängnis werden und berechtigte Forderungen nach Korrektur nach sich ziehen. Ein Hersteller sollte also von Anfang an darauf achten, dass alle technischen Dokumente rechtskonform und korrekt erstellt sind und zueinander passen – dies gilt grundsätzlich und unabhängig davon, ob der Betreiber diese einfordert oder nicht.
Mit meiner langjährigen Expertise im Bereich Maschinensicherheit und CE-Koordination unterstütze ich Sie gern als externer CE-Berater rund um die Themen der Risikobeurteilung, CE-Kennzeichnung und Konformitätserklärung.
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